1983
Ein vorbildliches Bautagebuch, Aufrichte in der Telli und Misstöne aus den Gemeinden
Im Jahr 2015 erreicht den seit Jahren pensionierten Stiftungsleiter Gérald Erne ein Telefon aus dem Elsass: Der Bauleiter der Schulanlage Telli ist beim Entrümpeln seines Hauses auf das Bautagebuch der Schulanlage Telli gestossen. Kurz darauf reist dieser aus dem Ausland nach Aarau und übergibt uns vier dicke Bundesordner. Fein säuberlich und von Hand sind da für jeden Tag der Bauzeit das Wetter und die Baufortschritte akribisch festgehalten, untermalt von zahlreichen Farbfotos sowie weiteren Dokumenten. Dazu gehört der Mitbericht des Baudepartementes zum Projekt an das Erziehungsdepartement, datiert mit 29. Juni 1982 – just drei Tage nach dem bereits erfolgten Spatenstich ...
Das forsche Tempo unserer Stiftung sorgt allerdings bei etlichen Gemeindeammännern für rote Köpfe: Unter dem Titel „Gemeindeammänner: Neuer Kostenverteiler verlangt“ wird am Projekt des Schulheimneubaus in der Presse heftige Kritik geübt: „Insbesondere wurde gerügt, dass Institutionen Projekte beginnen, um dann Gemeinden vor vollendete Tatsachen zu stellen und einen entsprechenden Beitrag zu verlangen. In diesem Fall sind es sieben Franken pro Einwohner.“ Oder: „Es scheint Mode geworden zu sein, dass sich soziale Werke auf Kosten der Gemeinden profilieren ...“. Was ist der Anlass für solche Ruppigkeiten? Am 21. März 1983 versendet unsere Stiftung an alle Gemeinden des Westaargau ein umfangreich dokumentiertes Beitragsgesuch und bittet für den Bau der Schulanlage um CHF 7.- pro Einwohner. Dieses Gesuch kommt insbesondere bei den Gemeinden im oberen Wynental nicht gut an. Gleichzeitig scheint aber ein ähnliches Gesuch der Arbeitskolonie Murimoos kaum auf Widerstand zu stossen. Trotz solcher Scharmützel lässt sich der Baufortschritt nicht aufhalten: Am Freitag, 18. November 1983 findet die Aufrichte statt und nur wenige Tage später – rechtzeitig vor dem Wintereinbruch – beenden die Dachdecker ihre Arbeit.
Nicht ganz so rund läuft es in Baden: Zwar kann im November der komplexe Projektwettbewerb für die Schulanlage Höchi ausgeschrieben werden. Gleichzeitig steht aber auch fest, dass unser Zentrum die Räumlichkeiten des ehemaligen Stadtspitals per Frühjahr 1894 verlassen und neue Provisorien beziehen muss: „Bis zum Bezug der Schulanlage in Dättwil wird unsere Therapiestelle im 5. Stock des Neustadthofes und die Tagesschule im 4. Stock der EPA beim Bahnhof untergebracht sein.“
Alle Mitarbeitenden erhalten für den 17. Mai eine Einladung zu einer Orientierungsveranstaltung zum überarbeiteten Angestelltenreglement. Diese findet im Restaurant Ochsen in Mägenwil statt. „Zum Abschluss der Zusammenkunft wird ein kleines Nachtessen offeriert (Getränke zu eignen Lasten).“
Die Stadtpolizei lädt das Zentrum Baden am 16. Juni zu einem gemütlichen Nachmittag bei einer Waldhütte mit Zauberer und Märlitante ein und den Eltern muss per 01. Januar 1984 eine Erhöhung der Elternbeiträge angekündigt werden. Vom 06. Dezember stammen Vorbereitungsunterlagen von Cecile Brühwiler für einen Elternabend im Januar 1984. Lesenswert ist dabei das Manuskript eines Referates mit dem Titel „Sonderschule, Chance oder Stempel“ von Ueli Schlatter von der kantonalen Gehörlosenschule Zürich.
Unser Schüler „Max“ erhält einen neuen Lehrer. Es handelt sich dabei um Matthias Dieterle, welcher sich bis zu seiner Pensionierung und darüber hinaus einen Namen als Regisseur von berührenden Kindertheatern machen wird: „Der Wille, sich schriftlich auszudrücken, ist bei „Max“ noch nicht gut ausgebildet ... Beim Theaterspielen macht „Max“ spontan und gern mit.“
Ueli Speich, Stiftungsleiter
Jahresbericht