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1977

Eine richtungsweisende Konzeption, Führungsrichtlinien, aktives Schulleben, und wir begleiten die Schullaufbahn von „Max“

Im Jahresbericht 1977 kann man nachlesen, dass in diesem Jahr die Zukunft der Aargauischen Stiftung für cerebral Gelähmte begonnen hat. „Mit der Verabschiedung der Konzeption wurden die zukünftigen Aufgaben und Ziele der Stiftung festgelegt. Nebst schon Bewährtem wurden den Bedürfnissen entsprechend z.B. die vorschulische wie auch die nachschulische Förderung neu in das zu realisierende Angebot aufgenommen.“ In der Konzeption vom November 1977 erkennen wir zahlreiche Grundsätze, welche auch heute noch aktuell sind: „Der Körperbehinderte soll ... befähigt werden, mit seiner Behinderung zu leben, einen möglichst hohen Grad der Selbständigkeit und der Selbstverwirklichung zu erreichen, sich in seiner Umwelt zu behaupten. Durch rechtzeitige, schon vor dem 7. Lebensjahr erfolgende Förderung sollen möglichst viele Körperbehinderte befähigt werden, die öffentliche Schule zu besuchen.“ In zwei Diagrammen auf den Seiten 4 und 6 wird aufgezeigt, für welche Klientinnen und Klienten die Aargauisches Stiftung für cerebral Gelähmte zuständig ist und für welche nicht.

Auf Ebene der Vereinigung zu Gunsten cerebral Gelähmter Kinder Regionalgruppe Aargau scheint dieser Konzeption eine Grundsatzdiskussion vorausgegangen zu sein: Es liegt zu Handen der Generalversammlung vom 26. März 1977 ein Antrag auf Neufassung der Stiftungsurkunde bzw. des Stiftungszwecks vor: „Schwerpunkte sind die Errichtung und Führung von Sonderschulen für bildungsfähige Behinderte einerseits und für nicht bildungsfähige Behinderte andererseits, ...; soweit zweckmässig wird für beide Aufgaben eine Konzentration der Kräfte in organisatorischen, räumlichen und personellen Belangen angestrebt.“ Das Protokoll dieser Vereinsversammlung liegt uns nicht vor, der Antrag scheint jedoch abgelehnt worden zu sein. Die Stiftungsurkunde jedenfalls bleibt unverändert und die Konzeption differenziert relativ präzise, welche Leistungen welchen Empfängern zukommen sollen.

Fest verankert wird in der Konzeption die pädagogische Frühförderung. Diese „hat in Form von Einzelunterricht einzusetzen. Darauf können die Kinder im Alter von 3 – 4 Jahren stundenweise in Kleingruppen zusammengeführt werden.“ Unter Kapitel „5.3.2 Ausbildungsbegleitende Massnahmen“ findet sich gar ansatzweise die Idee unseres heute etablierten behinderungsspezifischen Beratungs- und Begleitdienstes BBB: „Begleitende Massnahmen wie Nachhilfeunterricht, ergänzender Unterricht, Beratung usw. sollen dem ausserhalb der Sonderschule in Ausbildung stehenden Jugendlichen eine seiner Behinderung angepasste Unterstützung bieten.“

Neue Führungsrichtlinien, Lösung zur Raumproblematik in Sicht und "Max"

Ebenfalls aus dem Jahr 1977 stammen die „Führungsrichtlinien“. Im Zentrum dieses umfangreichen Papiers steht „Führung durch Mitverantwortung“, welche auf den „Hauptprinzipien Zielsetzung und Delegation“ beruht. „Der Mitarbeiter übernimmt Verantwortung und Risiken sowie die Bereitschaft, sich kontrollieren zu lassen und Kritik entgegenzunehmen.“

Die Lösung der Raumproblematik macht Fortschritte. Dem Protokoll des Stiftungsrates vom 12. Dezember 1977 entnehmen wir: „Von einem Neubauprojekt an der Fröhlichstrasse ist abzusehen. Die vorgesehene Projektorganisation (für eine gemeinsame Schulanlage in der Telli) wird im positiven Sinne zur Kenntnis genommen.“ In Baden ist ein neues Provisorium in Sicht: „Der Stadtrat von Baden teilt schriftlich mit, dass auf Ende 1978 das Zentrum in das städtische Krankenhaus einziehen kann.“

Zahlreiche Dokumente liegen uns zum Schulalltag vor:

  • Eine Einladung zu einem Elternabend in Aarau, verbunden mit der Aufforderung, sich an der Aktion zu Gunsten des Baufonds des Schulheimes Aarau zu engagieren
  • Eine Einladung zu einem Elternabend in Baden  zum Thema „Heisst fördern fordern?“
  • Das Programm einer Schulverlegung zweier Klassen, den Schulunterricht gemeinsam mit zwei Primarklassen von Dättwil und Rütihof zu gestalten
  • Ein Gesuch an die SBB für die Benützung eines Spezialwagens für körperbehinderte Kinder für die Reise ins Winterlager in Saanen

Während der kommenden Jahre begleiten wir zudem einen Schüler, nennen wir ihn „Max“, während seiner Schulkarriere. „Max“ ist im Frühjahr 1976 in eine unserer Schulen eingetreten und es liegen die drei ersten Kindergartenberichte vor, welche uns die Fortschritte eines liebenswerten, aber entwicklungsverzögerten Jungen mit Hemiplegie schildern.

Ueli Speich, Stiftungsleiter                                                

Jahresbericht


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