1968
Pionierarbeit und erste Konsolidierung, Badener Ideen und eine „Jubiläumsschrift“
Auch über das Jahr 1968 liegt ein sorgfältig abgefasster und umfangreicher Jahresbericht vor. Die Berichterstattung beginnt mit einem Rückblick auf die ersten Betriebsmonate im Jahr 1967: „Das erste halbe Jahr und der erste Winter brachten zahlreiche Probleme personeller, menschlicher, organisatorischer Natur wie sie in Startphasen üblicherweise aufzutreten pflegen. Mit Beginn des Schuljahres 1968/69 konnte dann von einem geordneten Lehr- und Heimbetrieb gesprochen werden, der den Kindern einerseits zweckmässigen Schulunterricht und anderseits eine Familienathmosphäre im Heim vermittelt. In diesem Zeitabschnitt konnte auch die Finanzlage konsolidiert werden, indem die aufgrund der Bauabrechnung ermittelten Beiträge von IV und Kanton inzwischen eingegangen sind.“ Die Bauabrechnung schliesst bei einem Kostenvoranschlag von CHF 312‘965.-- mit einem Aufwand von CHF 382‘156.--. Für die Kostenüberschreitung von über 20 % (!) liegt eine detaillierte Auflistung und Begründung der entstandenen Mehr- und Minderkosten vor.
Zur Betriebskultur und zum Klima finden sich im Jahresbericht vielsagende Worte: „Eltern – Ausschuss – Heim/Schule/Therapie heissen die drei Partner, die oft sachlich – fachlich, oft emotional, oft aus reinem Prestigedenken oder Zwängerei einander entgegentreten und dann zu Parteien werden.“ Dafür scheint sich das Klima mit der Nachbarschaft entspannt zu haben: „Ich darf aber auch unseren Nachbarn rings um unser Heim für ihr Verständnis und ihre Sympathie danken.“
Die Vereinsversammlung vom 22. Januar 1968 beschliesst, dass Eltern, deren Kinder das Schulheim besuchen, obligatorisch der „Elternvereinigung“ beizutreten haben. Eine Familie aus dem Freiamt wird deswegen zu einer Besprechung nach Aarau eingeladen. Den Jahresbeitrag belässt die Versammlung bei CHF 15.--. „Da das Schulheim besetzt ist, stellt sich der Vereinigung die Aufgabe eines neuen Schulheimes im Raume Baden. Die Vorstandsmitglieder werden vom Präsidenten aufgemuntert, sich nach käuflichen Liegenschaften umzusehen.“
Anfang Juni bedient die „Schweizerische Vereinigung zu Gunsten cerebral Gelähmter Kinder Regionalgruppe Aargau“ die politischen und kirchlichen Behörden sowie die Schulpflegen in Baden und Umgebung mit einem Schreiben bezüglich einer Tagesschule im Raume Baden. Zum ersten Mal erscheint ein Brief unter dem ersten Stiftungslogo, welches danach bis ins Jahr 2002 die Briefschaften der Aargauischen Stiftung zieren soll. Unter dem Titel „Helfen Sie suchen“ bittet die Vereinigung um sachdienliche Hinweise: „Wir sind Ihnen für Hinweise auf Liegenschaften oder Wohnungen dankbar sowie auf einen Tip punkto Lehrerschaft.“
Ein Stimmungsbild aus dem Schulheim vermittelt die lesenswerte „Jubiläumsschrift“ aus dem Jahr 1968, welche beinahe schon schwärmerisch über den Alltag an der Fröhlichstrasse berichtet: „Weil Handgeschriebenes allzu lange braucht, dürfen sie ihre Aufgaben und Lösungen in elektrische Schreibmaschinen tippen, so kommen sie gut voran, es knallt munter durch den Raum von den hauenden Tasten. Nach dem Mittagessen wird bis zwei Uhr still gelegen. In Wolldecken gewickelt liegen die Kinder an freier Luft in ihren Liegenbetten.“
Ueli Speich, Stiftungsleiter
PS: Die im Leitartikel erwähnten Dokumente finden Sie unter dem Link "Höhepunkte".